Im 21. Jahrhundert ist es so einfach wie nie zuvor, an Lesematerial heran zu kommen. Ein Klick und schon landet man im Internet und die Vielfalt des ganzen menschlichen Wissens in digitaler Form liegt einem zu Füßen. Unsere digitalen Medien öffnen uns Tür und Tor zu kreativen Krimis, spannenden Sachbüchern bis hin zu scharfsinnigen Schriften, wozu man bis vor gar nicht allzulanger Zeit seine Beine in die Hand nehmen musste, um in einer Bibliothek das gesuchte Werk lesen zu können. Das klingt ja alles schön und gut, wäre da nicht ein gewisser Beigeschmack, ein Beigeschmack, der einem zu denken gibt, ob denn dieses ständige “Dasein” von Schriften, bestehend aus Pixeln, bestehend aus Bits und Bytes die Bewusstheit über den Wert des Lesens an Bedeutung verlieren lässt. In etwa so wie die gute Freundin, die man zwar gerne mag, aber die nicht verstehen will, wann es endlich Zeit ist nachhause zu gehen. Führen uns denn die digitale Medien dazu, dass wir immer mehr dem Lesen weniger Bedeutung und Werte zusprechen?
Ja, nicht Deutschland, sondern der Mensch schafft sich ab – und zwar durch die Technik. “nein. Nicht das Papier wird überflüssig, sondern die alphabetisierte Gesellschaft schlechthin”, meint auch der Journalist Markus Günther. Es fängt ja jetzt erst beim Lesen und Schreiben an, denn seit geraumer Zeit gibt es ja schon WhatsApp, worüber man nicht mal mehr zur Kommunikation schreiben muss. Nein, man schickt sich jetzt eben halt Sprachnachrichten. Wenn man fragt, wo man denn aktuell sei, dann schreibt man eben auch nicht, dass man an der schönen italienischen Riviera sei. Ein Bild genügt und die Emojis ersetzen auch die Sprache der Emotionen. Die Maschinen nehmen und übernehmen immer mehr unsere Arbeit und Programme werden immer mehr durch Technologien wie die Spracherkennung bedient. Amazon bietet beispielsweise bereits solch eine Technologie. Einkaufen über das Internet kann man dank Alexa schon nur noch per Sprache, ohne dass man überhaupt Schreiben und Lesen kann. Wenn man Musik hören möchte oder einen Text vorgelesen haben will, dann fragt man auch einfach Alexa. Und wenn man etwas über die Historie längst vergangener Zeit über die Menschheit erfahren möchte, dann fragt man eben auch Alexa: “Alexa, was sind Buchstaben?”.
“Wieso lesen, wenn man sich ein Hörbuch anhören kann? Wieso lesen, wenn man sich den dazugehörigen Film ansehen kann? Wieso jetzt lesen, wenn ich später lesen kann? Ich habe mir ja das E-Book schon vor einem halben Jahr im Angebot zusammen mit 10 anderen E-Books zu einem spott billigen Preis gekauft, mir läuft´s doch eh nicht weg, das bleibt ja auf´m Smartphone drauf.” Ja, der Mensch hat es gerne gemütlich und wenn es einfach geht, dann macht man es sich eben einfach einfach – Hand auf’s Herz. Dann hört man sich eben das Hörbuch im Bett an, anstatt das Buch zu lesen oder man schaut sich den Film mit seinem Partner oder Partnerin auf der Couch an. Bestenfalls kann man ja behaupten, man habe ja das Buch auf dem E-Book oder auf dem Smartphone bereits, damit man zumindest seinen Mitmenschen den Eindruck suggeriert, man habe auch sowas wie Bücher, auch wenn man es am Ende nicht liest. Auch Digital Natives, die zur Schule gehen oder gingen , kennen gewiss dieses Phänomen aus der Schule. “Eine Pflichtlektüre: wie toll! Und der Lehrer hat das Buch ausgewählt, super!” Jetzt hat man natürlich das Buch gekauft – weil es Pflicht ist – das mehrere hundert Seiten hat, aber welch Glück, den Seethaler gibt es jetzt als Film und ich kann mir den “Der Trafikant” anschauen, ohne das Buch zu lesen. Das ist zwar zur Freude des Schülers, aber ob das die Absicht des Kultusministeriums und der Lehrer ist, nicht die Lektüre zu lesen, dafür aber die Verfilmung anzusehen, ist wohl klar. Die Technik bringt nicht nur den Fortschritt mit sich, sondern eben auch ihre Schattenseiten.
“Quo vadis?” oder besser, “Quo vadimus”? Sie wissen nicht was das heißt? Macht nichts, Sie brauchen das nicht mal schreiben können, rufen Sie doch einfach Siri auf und bitten Sie sie das zu übersetzen. Die ist ziemlich gut darin, schnell und in den meisten Fällen versteht sie einen auch sogar richtig. Lesen wird heute noch benötigt und ist ein Grundbaustein unserer Edukation. Die Technik wird uns eben aber auch immer mehr Arbeit abnehmen, bis zu dem Zeitpunkt, wo Lesen und Schreiben ein nerviger Nebenfaktor geworden ist, den Maschinen übernehmen werden. Lesen wird von Zeit zu Zeit, wenn wir es uns nicht vergegenwärtigen, an Bedeutung verlieren. Sie wird dann nur noch ein Relikt sein, wie die allerersten Maschinensprachen, die nur noch eine Hand voll Menschen beherrschen und alles Analoge wird durch Digitales ersetzt. Der Fortschritt muss nicht immer gut sein, manchmal ist Altbewährtes eben besser. Also greifen Sie öfters mal zum Buch, bevor die Maschinen alles besser beherrschen.
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